Wittgenstein
Raouf Khanfir
Er könnte ein anderer werden, er könnte eine Steckdose abschrauben und in den Kabeln nach Strom suchen. Den Dingen auf den Grund gehen. Warum nicht auch einen Serienmörder zur Strecke bringen?
Wittgenstein. Zweiundfünfzig Dörfer und drei Städtchen in einer hügeligen, bewaldeten Landschaft. Weit weg von Marco H., in dessen leicht aus den Fugen geratenes Leben die Erbschaft eines Hauses fällt. Deshalb zieht er von Montreal in die südwestfälische Provinz. Doch die alte Heimat ist auch eine neue Fremde. Ein ehemaliger Nachbar aus Kanada scheint über jeden seiner Schritte informiert, ebenso der Geist der Großtante, deren Haus er bewohnt. Und auf der Landstraße zwischen den Dörfern werden immer wieder Leichen gefunden …
Existenzialistischer Krimi. Mysteriöse Geistergeschichte. Wie ein sanfter, dennoch beunruhigender Albtraum während eines zu lang geratenen Mittagsschläfchens. Eine Erzählung über die Suche nach einem Platz in einer zugleich vertrauten und fremden Welt. Ein Buch über das seltsame Verhältnis von Dingen und den Worten für Dinge.
Wittgenstein from Hablizel Verlag on Vimeo.
Pressestimmen
Anders als in vielen Gegenwartsromanen wird die Provinz hier einmal nicht denunziert, sondern zum Ideal der Anti-Hysterie erhoben: ein perfekter Ort für das Leben in der Gegenwart und nicht als Vorbereitung auf eine immer weiter vor sich hergeschobene Zukunft. Völlig ironiefrei wird dabei Schwarzwälder Kirschtorte gebacken, das kleine Glück. Auch dass hier jemand aus Langeweile mit seinem Mercedes Provinzler überfährt ("Rotwild, Schwarzwild, Hunde, Katzen, alles. Irgendwann Leute"), ist keineswegs zynisch gemeint, sondern als Einbruch einer ganz anderen Zufriedenheitsstrategie, wonach der Reiz gesteigert werden muss, wenn man sich im gleichförmigen Alltag nicht mehr spürt.
Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Das eigentliche Rätsel des Romans drückt sich nicht in einer schematischen Geschichte aus Mord und Aufklärung aus. Es ist die eigenartige Stimmung der Erzählung, zahllose Finten, die durch mysteriöse Ereignisse und symbolisch ins Leere laufende Anspielungen erzeugt werden: Wieso wird soviel Wert auf die Farbgebung unterschiedlicher Räume gelegt? Warum führen Einrichtungsgegenstände ein so seltsam beseeltes Eigenleben? Weshalb die auffallend häufige Beschreibung von Füßen und Bodenkontakt? Raouf Khanfir inszeniert in seinem Debütroman einen Genremixtur, die wunderbar geheimnisvoll und obendrein schön gestaltet ist.
Lucia Newski, Opak
Wittgenstein ist unheimlich, der gleichnamige Krimi sowohl beunruhigend, als auch fesselnd.
Elias Honert, Krisenzeit und Sonnenschein
Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Der Debütroman von Raouf Khanfir bedient sich dieser unumstößlichen Tatsache menschlichen Voranschreitens. Ein sich spontan wandelndes Leben entfesselt eine in ihrer Darstellungsweise ungewöhnliche und doch im Grunde traditionelle Kriminalgeschichte.
Anja Fordon, Style & The Family Tunes